Hüseyin A. Simsek und türkische Gegenwartsliteratur

EVA JANCAK

Wien – Eigentlich habe ich ja dieses Wochenende dem ausführlichen Korrigieren meiner „Unsichtbaren Frau“ widmen wollen, um mit dem Text, den ich am Sonntag schon an den Alfred geschickt habe, dann aber doch noch Fehler um Fehler in ihm gefunden habe, endlich fertig zu werden, dann habe ich in der Früh, ein Mail von Hüseyin A. Simsek mit einer Einladung zur Präsentation seines neuen Buchs „Das Mädchen wollte ihre Infrarotfarbe“ am Samstag, um halb neun im „Kramladen“ bei den Stadtbahnbögen am Lerchenfeldergürtel bekommen.

Meine Neugier hat gesiegt und ich bin hingegangen, habe aber zuerst bei Hüseyin A. Simsek nachgegooglet, den ich bei den „Wilden Worten“, wo sein Verleger gelesen hat, kennengelernt habe und, der ein 1962 geborener, türkischer Autor und Journalist ist, der in deutscher, türkischer und zazaischer Sprache veröffentlicht und seit 1998 in Österreich lebt. Vorher war er, der in verschiedenen Redaktionen gearbeitet hat, sehr viel in Gefängnissen und er hat außer literarischen, auch schon wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht.

Das kleine Lokal bei der Josefstädterstraße war bald sehr voll und der Autor, der von einer Dame unterstützt und eingeleitet wurde, erzählte, daß er das Buch schon in den Neunzigerjahren geschrieben hat und es jetzt in dem Verlag von Gerald K. Nitsche, den Verlag der „Wenigerheiten“, herausgekommen ist.

Im Internet wird das Buch, als Roman eines Aufschreies, „Hände weg von meinem Leben“ beschrieben, Hüseyin A. Simsek, der, was ich ein wenig ungewöhnlich fand, nur wenig aus dem Buch gelesen hat, dafür aber eine ausführliche Inhaltsangebe gegeben hat, erzählte, daß es die Geschichte eines Mädchen sei, das sich von der patriarchalischen Struktur ihres Elternhauses lösen wollte und deshalb die Aufnahmsprüfung in ein Internat, beziehungsweise eine Schwesternschule machte.

Dort hatte gab es aber mit den religiösen Einschränkungen Schwierigkeiten und Unterdrückungen. Jeans wurden verboten und man durfte auch nicht Seilhüpfen, weil das den Busen in Bewegung brachte, etcetera.

Das Mädchen hat sich dagegen aufgelehnt, sich offenbar auch an die Presse gewandt, was die Schule zu einer Gegendarstellung veranlaßte und der Romantitel ist wahrscheinlich, als Metapher für den Wunsch sein Leben selbst zu leben und sich gegen jede Bevormundung zu wehren, zu verstehen.

Ob dieser Versuch gelungen ist, war der Beschreibung und der Textprobe nicht ganz zu entnehmen. Dazu müßte man das Buch, das dem Publikum auch mit fünfzig Prozent Rabatt angeboten wurde, erst lesen.

Es gab aber Gelegenheit zu Fragen aus dem Publikum, das hauptsächlich aus der türkischen Gemeinde zu bestehen schien, obwohl die Veranstaltung, glaube ich, auch im „Falter“ angekündigt war.

Es wurde zum Bezug des Autors zu dem Thema gefragt, der dabei auch sehr viel persönlich Erfahrenes verwendet haben dürfte und es war sehr interessant, eine neue Variante des Literaturbetriebs kennengelernt zu haben, obwohl ich ja eigentlich zu Hause bleiben wollte.

24. 06. 2018, / literaturgefluester.wordpress.com