Forschung | Erste Jahrhundert der kurdischen Presse

Die Kurden haben seit der Herausgabe der ersten kurdischen Zeitung im Osmanischen Reich (1898) bis zum Jahre 1998 über 1000 Medien veröffentlicht. Der in Schweden lebende kurdische Journalist Mehmûd Lewendî hat bei einem Vortrag 1998 der Öffentlichkeit folgende Daten präsentiert: In einer Zeitspanne von 100 Jahren (1898-1998) publizierten die Kurden ca. 1200 Zeitungen, Zeitschriften und Flugblätter. 730 der soeben genannten Veröffentlichungen verstanden sich als Publikationen im Dienste einer Partei oder eines Vereins.

Auf der anderen Seite wurden von den 1200 Medien nur 295 in kurdischer Sprache veröffentlicht. Dem bevorzugten kurdischen Sorani-Dialekt folgte dann der Kurmanci-Dialekt. Der Großteil wurde in Türkisch, Arabisch, Französisch oder auch in Türkisch und Kurdisch oder Arabisch und Kurdisch veröffentlicht. 35 Medien erschienen in weiteren Sprachen wie Englisch, Deutsch, Schwedisch, Griechisch, Russisch, Finnisch usw. Die soeben genannte Untersuchung von Mehmûd Lewendî beinhaltet jedoch nicht alle bisher in Türkisch, Arabisch, Persisch, Englisch, Deutsch, Finnisch, Griechisch und Russisch veröffentlichten kurdischen Medien. Dieser Vortrag bezieht sich vor allem auf kurdische Medien in der Türkei.

I – Die erste kurdische Zeitung wurde 1898 veröffentlicht

Zum Veröffentlichungszeitpunkt des ersten kurdischen Mediums befanden sich beträchtliche Teile Kurdistans im Staatsgebiet des osmanischen Reiches. Die erste kurdische Zeitung namens “Kurdistan” wurde am 22. April 1898 in Kairo, seitens Mikdat Midhad Bedirxan, in kurdisch-türkischer Sprache und arabischem Alfabeth veröffentlicht. Diese 4-seitige Zeitung konnte, von 1898 bis 1902, 31 Mal erscheinen. Die ersten 23 Auflagen erschienen alle 15 Tage, die übrigen 8 dann nur mehr in Monatsintervallen. Damals befand sich Kairo im osmanischen Reich und Sultan Abdülhamid setzte ab der fünften Nummer alle Hebel in Bewegung um weitere Veröffentlichungen zu unterbinden.

Der Gründer der Zeitung Mikdad Mithad Bedirxan, verstarb nach dem Druck der fünften Ausgabe. Die weitere Verantwortung übernahm sein Bruder Abdurrahman Bedirxan und veröffentlichte sie nun in Genf. Dort konnten weitere 14 Ausgaben erscheinen. In den folgenden Jahren änderten sich Erscheinungsland und –ort der Zeitung ständig. Die Ausgaben 6-19 erschienen in Genf, 20-23 in London, 24-29 in Folkestone und 30 bis 31 erneut in Genf. Im Jahre 1902 wurde die Herausgabe von “Kurdistan” dann entgültig eingestellt.

1 – Kurdische Presse – “Exilpresse”

Die kurdische Pressetätigkeit in eigener Sprache hat außerhalb ihrer Heimat – also im Exil – angefangen und wurde auch dort weitergeführt. Sie konnte nicht im eigendlichen Umzugsgebiet erfolgen. Diese Regel wurde später nur von wenigen Ausnahmen unterbrochen. Zum heutigen Zeitpunkt erscheinen die kurdischen Medien – trotz aller Widrigkeiten – in der eigenen Heimat.

Nach der Schließung von “Kurdistan” im Jahre 1902, wurde die neue Ära der kurdischen Presse mit dem Beginn der zweiten konstitutionellen Monarchie eingeleitet. Diese musste Sultan Abdülhamit II am 24. Juli 1908 bekanntgeben. In den folgenden drei Jahren (von 1908 bis 1911) wurde die Anzahl von öffentlichen Medien, Zeitungen und Zeitschriften, welche in der Hauptstadt Istanbul erschienen, mit ca. 500 beziffert. Eine Handvoll davon betraf jene von Kurden, die in osmanischer oder kurdischer Sprache veröffentlicht wurden. Während die zweite  konstitutionelle Monarchie nur kurze Zeit dauerte, konnte die kurdische Medientätigkeit noch weiterhin bestehen. In der 12jährigen Zeitspanne von 1908 bis 1920 konnten in Istanbul ca. 10 Zeitschriften und Zeitungen veröffentlicht werden.

“Şark und Kürdistan”: Die Veröffentlichung begann mit 1908, erfolgte zweimal pro Woche und umfasste 4 Seiten in türkischer Sprache und arabischem Alfabeth. Inhaltlich wurden Themen, welche Kurden aus den bereits genannten Regionen oder auch aus Bosnien-Herzegowina betrafen, behandelt. Primär war der Herzegowiner Ahmet Serif für diese Zeitung verantwortlich. Weitere Mitarbeiter wie der Chefredakteur Bedri aus Malatya und Said-i Kurdi befanden sich ebenfalls in der Liste der Schreibenden.

“Kürt Teavün und Terakki”: Der am 19. September 1908 in Istanbul entstandene Verein verstand sich als Mittler zur gegenseitigen Hilfestellung und des Fortschritts und wurde von Seyyit Abdülkadir, Emin Ali Bedirxan, Mehmet Şükrü Sekban und Müşir Ahmet Paşa ins Leben gerufen. Am 5. Dezember 1908 folgte schließlich die Gründung der gleichnamigen Zeitung durch den Besitzer Pîremêrd. Bei “Kürt Teavün ve Terakki” (Die Wohlfahrt und Fortschritt) konnten Journalisten wie Said-i Kurdî, Abdullah Cevdet und Süleyman Nazif ihrer Tätigkeit nachgehen. Dieses wöchentlich erscheinende Medium umfasste 8 Seiten und konnte nur 9 Monate lang veröffentlicht werden.

 Die Zeitschrift “Roji Kurd”: Der erste legale kurdische Studentenverein wurde 1912 an der “Halkalı Ziraat Mekteb-i Alisi” Fakultät in Istanbul gegründet, da kurdische Studenten dort  zahlreich anzutreffen waren. Am 6. Juni 1913 wurde dann das entsprechende Sprachrohr dieser Bewegung unter dem Namen “Roji Kurd” (Kurdische Sonne) ins Leben gerufen. Hier widmete man sich hauptsächlich der kurdischen Sprache und Literatur und veröffentlichte in osmanischer Sprache oder Kurmanci. Bei dieser 32 Seiten umfassenden Zeitschrift schrieben Schriftsteller wie Süleymaniyeli Abdülkerim, Dr. Abdullah Cevdet, Kerküklü Necmeddin, Harputlu Hasan Basri, Fexrî, Süleymaniyeli Mesud, Diyarbekirli Nejdet, Fuad Temo, Fazıl Muxlîsê Millî. Auch in diesem Fall konnten nur wenige Ausgaben –nämlich 4– gedruckt werden. Sie wurde am 30. August 1913 von Seiten der Istanbuler Regierung verboten und musste ihre Tätigkeit daher einstellen. Hauptverantwortlicher für dieses Medium war damals Süleymaniyeli Abdülkerim.

Die Zeitschrift “Hetawî Kurd”: Diese wurde – nach der Schließung von “Roji Kurd” – von ehemaligen Mitgliedern des kurdischen Studentenvereins “Kürt Talebe-i Hevi Cemiyeti”  (Hoffnung-Kurdische Student Society) am 5. Oktober 1913 gegründet. “Hetawî Kurd” (Kurde für immer) widmete sich vor allem sozialen und kulturellen Themen und wurde vom Hauptinitiator Mukuslu Hamza geleitet. Ihre Tätigkeit konnten die Studenten bis zum Jahre 1914 fortführen. In diesem Jahr erfolgte die öffentliche Mobilmachung aufgrund des Kriegausbruchs und junge Intellektuelle wie auch andere Jugendliche wurden in den Kriegsdienst eingezogen. Daher musste die Zeitschrift ihre Tätigkeit für einige Zeit einstellen.

2 – Die Situation der kurdischen Presse nach dem 1. Weltkrieg

Als der 1.Weltkrieg 1914 begann, wurden sämtliche kurdischen Medien sowie alle anderen oppositionellen Medienorgane verhindert. Die Kurden konnten erst nach dem Ende des ersten Weltkriegs ihre mediale Tätigkeit fortführen. Diese Zeit, in der bestandene Territorien aufgelöst wurden und die Neudefinierung von nationalen Grenzen erfolgte, würde für die kurdische Presse eine sehr wichtige Übergangszeit darstellen

Die Zeitschrift “Jîn” (Das Leben): Diese Zeitschrift wurde im Herbst 1918 von Seiten der kurdischen Teali Vereinigung gegründet und verstand sich als dessen Medienorgan. Der Begründer und weitere Journalisten waren u. a. Mukuslu Hamza, Motkili Halil Hayalî und Said-i Kürdî. Es wurden in Türkisch, Kurmanci und Sorani 25 Ausgaben veröffentlicht. Dieser Tätigkeit wurde nach einjährigem Bestehen ein Ende gesetzt.

Die Zeitung “Jîn” (Das Leben): Die erste kurdische Zeitung “Kurdistan” erschien zunächst alle 15 Tage, danach – gegen Ende ihres Bestehens- nur mehr monatlich. Demzufolge war “Jîn” in Istanbul im Jahre 1919 die erste täglich erscheinende kurdische Zeitung. Wie bereits erwähnt, wurde diese sofort nach Schließung der gleichnamigen Vorgängerzeitschrift gegründet und veröfftentlichte ihre Artikel in kurdischer und türkischer Sprache. Leider konnte der tägliche Veröffentlichungsmodus nicht langzeitig fortgeführt werden, sie erschien daher nur mehr wöchentlich und verstand sich weiterhin als mediales Organ des ‘Kürt Teşkilat-ı İçtimaiye’ Vereins.

Gazî (Die Einberufung): Der in Diyarbakır geborene Ekrem Cemil Paşa, hatte während seiner Universitätsausbildung in Istanbul die namhaftesten kurdischen Intelektuellen kennengelernt und bei deren Medienaktivitäten mitgewirkt. Auch bei der Istanbuler Zeitschrift “Hevî” (Die Hofnung) wirkte er mit. 1912 begann er seine Ingenieursausbildung in Lousanne, von wo aus  er einen neuen Erscheinungsort für “Hevi” in die Wege leitete. Als der erste Weltkrieg ausbrach, kehrte er mit seinen Kollegen in die Heimat zurück um seinen Kriegsdienst anzutreten. Er wurde zunächst in Erzurum und dann in Muş eingesetzt. In Muş wurde er bei einem Gefecht schwer verletzt und nach Diyarbakir zur Genesung geschickt. Dort blieb er und übernahm die Hauptverantwortung für die Gründung des Vereins “Kürdistan Cemiyeti” (Kurdistan Gesellschaft). Er kaufte eine Druckerei, veröffentlichte 1918 eine Zeitung namens “Gazî”. Ekrem Cemil Paşa war einer der wenigen in kurdischer Sprache schreibenden Politiker seiner Zeit. In seiner Druckerei erschienen nebst der Zeitung auch allerlei Broschüren in kurdischer Sprache.

II – Die ersten 40 Jahre der Republik ohne die kurdische Sprache!

Die Anfangsjahre der türkischen Republik und die dargebotenen [Un]Möglichkeiten lassen aus Sicht der kurdischen Medien die Zeit des osmanischen Reichs vermissen. Die Verantwortlichen der neuen Republik verstärken die seit 1864 im osmanischen Reich initierten Zensurorgane. Am 20. Mai 1924 wurde die kurdische Sprache in öffentlichen Gebäuden untersagt und zeitgleich mit der Einführung des Tevhid-i Tedrisat Gesetzes (Unterrichtsgesetz) verschwand Kurdisch auch aus dem Bildungsbereich. Somit wurden nicht nur kurdischsprachige Medien sondern auch die mündliche Anwendung dieser Sprache verboten. Die Zusammenarbeit der Kurden mit den Begründern der türkischen Republik dauerte daher nur während des Befreiungskrieges an.

Der Konflikt sollte 1921 beginnen, als die türkische Regierung am 11. April – mit der Begründung,  die Oberhäupte Alişan Bey und Haydar Bey der Volksstämme aus Koçgiri würden einen Aufstand gegen die Regierung planen – einen Unterwerfungsangriff startete. Laut unterschiedlicher Quellen beläuft sich die Anzahl der getöteten Sippenangehörigen auf 50.000 bis 70.000. 1925 brach dann der Aufstand von Şeyh Sait [Anmerkung: Name eines Aufständischen] aus. Mit dem Takrir-i Sükun Kanunu Gesetz (Geruhsamkeit Gesetz) wurden alle opositionellen Medien aus der Öffentlichkeit entfernt und die folgenden Jahre sollten für die Kurden eine Zeit der Finsternis darstellen. Die Zeitspanne 1927 – 1938 blieb aufgrund der blutigen Aufstände in Erinnerung. Städte wie Zilan, Ağrı und Dersim verwandelten sich zu Kriegsschauplätzen.

Die Zeitung Agri: In den folgenden Jahren kann von einer kurdischen Medientätigkeit nicht die Rede sein. Eine Ausnahme, welche die Verbote umging, war die handschriftlich verfasste Zeitung von İhsan Nuri Bey (Gallionsfigur des ehemaligen Ağrı (Ararat) Berg Aufstandes in den Jahren 1929 – 1930). Wenn man ein paar zögerliche Aufbegehrensversuche außer Acht läßt, kann man die ersten 40 Jahre der türkischen Republik bis zu den Anfängen der 1960er Jahre als die von kurdischer Medienaktivitäten bereinigte Zeit bezeichnen.

1 – Die Kurden kehren mit türkischsprachiger Medientätigkeit zurück…

Die Zeit nach dem 2. Weltkrieg und die folgende Demokratie veranlasste die Kurden ihre türkischsprachigen Medien mit neuem Elan fortzuführen. In Istanbul erschienen 1948 Dicle Kaynağı (Tigris Quelle), 1950 Şarkın Sesi (Stimme des Ostens), Şark Mecmuası (Östliche Zeitschrift) und Demokrat Doğu (Demokratischer Osten). Erstmals wurde auch die Hauptstadt Ankara in die Medientätigkeit einbezogen. Weitere Städte folgten: 1953 Ağrı, 1955 Henek, 1956 Cudi, 1957 Dersim. In Diyarbakır  wurde 1958 von Seiten Musa Anters und Freunden İleri Yurt (Fortgeschrittener Heimat) veröffentlicht.

In den 1950er Jahre sollte es den Kurden nicht möglich sein, in eigener Muttersprache Medien zu publizieren und gegen Ende war sogar die türkischsprachige Publikation von kurdischen Medien untersagt. 1949 waren viele kurdische Intellektuelle und Journalisten inhaftiert worden. Die erste Krise sollte am 15. April 1959 in der Akşam (Der Abend) Zeitung in Form eines Artikels ihren Anfang nehmen: kurdische Intellektuelle und Studenten hatten sich zum Kurdentum bekannt. Die zweite Krise folgte am 31. August 1959 aufgrund eines in kurdisch veröffentlichten Gedichts in der von Musa Anter geführen İleri Yurt Zeitung. Gegen die Zeitung und Musa Anter wurde umgehend Anzeige erstattet. Am 17. Dezember 1959 erfolgten zeitgleich in allen Regionen des Landes Festnahmen.

Wer von der Geheimpolizei (MIT) vorgeschlagen wurde, fand sich auf einer 50 Personen Liste der Festzunehmenden. Da die Gefängniszellen über unzureichende Bedingungen verfügten, verstarb der kurz vor dem Abschluß stehende Mehmet Emin Batu (Student der Rechtswissenschaften in Ankara) an einer Magenblutung. Daher belief sich die Zahl der restlichen Inhaftierten nun auf 49 Personen. Dieses Strafverfahren erlangte in der Öffentlichkeit unter dem Code “49er-Verfahren” bis heute traurige Berühmtheit.

2 – Die 1960er Jahre waren auch für die Kurden bunt…

Von der 1960 erlassenen Amnestie konnten auch kurdische Intellektuelle profitieren. Im folgenden Jahr wurde eine neue Verfassung erlassen, welche einen wichtigen Schritt in Richtung “Demokratische Gesellschaft” setzte. Dementsprechend konnte eine bunte Medienlandschaft entstehen, in der die ehemals verbotenen Medien der Kurden erneut Fuß fassten. Auf diese Möglichkeit hatten sie immerhin 40 Jahre gewartet…

Dicle-Fırat (Tigris-Euphrat): Am 1. November 1962 von Edip Karahan und Freunden gegründete Zeitung, welche zweisprachig in Istanbul erschien. Sie verstand sich als ideensammlende Monatszeitung, konzentrierte sich vor allem auf die Kurdenfrage und deren Literatur (Gedichte und Geschichten). Einige namhafte Intelektuelle seien hiermit erwähnt: Edip Karahan, Dr. Sait Kırmızıtoprak, Halit Nazmi Balkaş, Ahmet Botanlı, Yaşar Kaya, İsa Şans, Hüseyin Aruk, Ekrem Tunç, Sait Elçi, Ahmet Aras, Bahri Koçkaya, Şevket Epözdemir, Hüseyin Sağniç, Mahmut Toprak, Mehmet Şanlıer und Musa Anter. In den 8 Monaten ihres Bestehens konnte sie nur 8 Ausgaben veröffentlichen, da der Besitzer Edip Karahan beim Druck der neunten Ausgabe verhaftet wurde und die Zeitung somit mit dem 14. Mai 1963 ihr Ende fand. Edip Karahan mußte in weiterer Folge jeweils ein Jahr Strafe in Istanbul und Ankara absitzen.

Die Zeitschrift Keko: Erschien erstmals am 6. März 1963 von Seiten des Siverek Kultur Vereins in Ankara und veröffentlichte in kurdischer und türkischer Sprache.

Die Zeitschrift Deng (Die Stimme): Erschien ebenfalls -wie ihre Vorgänger- zweisprachig und wurde in Istanbul als eine der wichtigsten Medien der 1960er Jahre rezipiert. Die Hauptverantwortlichen Medet Serhat, Ergun Koyuncu, Yaşar Kaya und Celal Ergün konnten fünf Ausgaben in Umlauf bringen.

Roja Newe (Neuer Tag): Diese am 15 Mai 1963 in Istanbul veröffentlichte Zeitschrift erhielt wegen der erstmaligen Präsenz der Zaza-Sprache an Wichtigkeit. Der Besitzer Doğan Kılıç Şıhhesenanlı wurde von berühmten kurdischen Intelektuellen dieser Zeit durch Beiträge unterstützt. (Halil Kılıçkaya, Hasan Buluş, Abdurrahman Efhem Dolak, Selim Hangül, Zülküf Karahan) Inhaltlich widmete man sich vor allem dem kurdischen Kulturleben.

III – Die kurdische Presse zwischen 1975-1998  

Die in den 1960ern begonnene Freiheit, fand am 12. März 1970 mit der Einmischung des Millitärs ein jähes Ende. Bei den Wahlen 1973 konnte die Zivilgesellschaft erneut eingeführt werden aber die kurdische Presse konnte sich erst ab 1975 erneut formieren.

Özgürlük Yolu (Der Weg der Freiheit): Fünf Jahre nach dem Mitlitärputsch (1970) war diese monatlich erscheinende Zeitschrift das erste kurdische Medium. Sie erschien zweisprachig (in türkischer und kurdischer Sprache), wurde in Istanbul gedruckt und konnte insgesamt 44 Ausgaben herausbringen. Zeitgleich mit dem Mitlitärputsch 1980 wurde sie geschlossen.

Rızgari (Der Befreiung): Diese Zeitschrift ist am 21. März 1976 erstmals zweisprachig erschienen. Der erste Schriftführer Mehmet Uzun und der erste Besitzer Ikram Delen sind als Hauptverantwortliche  zu nennen. Die kurdischen Artikel wurden von einem Sprachausschuss geschrieben, dessen erwähnenswerte Mitglieder z. B. der Sprachwissenschaftler Feqe Husen Sağnıç, Ibrahim Güçlü und Hatice Yaşar waren.

Roja Welat (Tag der Heimat): Der Besitzer Mustafa Aydın konnte diese Zeitschrift erstmals im Jahre 1977 veröffentlichen. Sie erschien 15tägig und kann als Fortführung der Zeitschrift “Özgürlük Yolu” gesehen werden. Wie ihre Vorgänger erschien sie in zweisprachigem Druck in Istanbul.

Kawa (Zeitschrift): Wurde 1978 als Medium der gleichnamigen Bewegung ins Leben gerufen. 1979 entstanden im Verein Streitigkeiten aufgrund der “3-Welten-Theorie”, als Folge spalteten sich deren Befürworter ab und gründeten die “Denge Kawa” Zeitschrift.

Tekoşin (Der Kampf): Diese Zeitschrift wurde 1978 von ehemaligen Mitgliedern der “Kurtuluş” (Der Befreiung) Bewegung, welche sich fortan unter dem Namen ”Tekoşin” vereinte, herausgegeben.

Tirej (Der Strahl): Im Jahr 1979 gegründete Mehemed Malmîsanij diese Zeitschrift. Natürlich hat er mit viele andere Sprachwissenschaftler, Schriftsteller und Wissenschaftler geschaft. Unglücklicherweise konntediese Zeitschrift nur drei Ausgaben veröffentlichen. Sie war wegen ihrer in modernem Zazaki geschriebenen Texte von Wichtigkeit.

IV – Die mit dem Militärputsch (12. September 1980) begann die Zeit der Verbote

Ab dem 12. September 1980 begann auch für die kurdischen Medien die Zeit der Verbote, welche bis 1990 andauerte. Die in dieser Zeit entstandenen Zeitungen und Zeitschriften erschienen meist monatlich, wöchentlich oder 15tägig. 2006 konnte dann auch eine kurdische Tageszeitung erscheinen. Die in den Jahren 1990 bis 2006 veröffentlichten kurdischen Medien sind folgende:

Welat (Heimat) : Nach den 1990er Jahren stoßen wir erstmals auf die kurdische Zeitung Welat. Diese Wochenzeitschrift erschien erstmals am 22. Feber 1992. Sie konnte trotz zahlreicher Anzeigen und Gerichtsverfahren 115 Ausgaben drucken. Letztendlich musste sie jedoch aufgrund der zahlreichen Verfahren geschlossen werden.

Rewşen (Die Helligkeit): Erstmals am 1. Februar 1992 in Europa erschienen, danach wurde die Arbeit nach Istanbul verlagert. Diese Zeitschrift wurde vom mesopotamischen Kulturverein unterstützt und konnte eine beachtliche Zahl an jungen Schriftstellern und Schreibenden hervorbringen.

Jiyana Rewşen (Licht des Lebens): Als die vorab genannte Zeitschrift geschlossen wurde, gründeten die selben Aktivisten 1997 diese Nachfolgezeitschrift. Bis 2002 konnten 51 Ausgaben veröffentlicht werden.

Welatê Me (Meine Heimat): War ab 1992 die Folgezeitung von Welat (115 Ausgaben). Die neue Wochenzeitung erschien bis zur Schließung 1996, 46 mal in kurdischer Sprache.

Tewlo: Die erste humoristische Zeitschrift in kurdischer Sprache begann ihre Aktivität ab 1955 in Ankara und nannte sich Henek. Ihr folgte am 9. April 1992 Tewlo mit  Serhat Bucak als Besitzer und Xelîl Ziravav als Direktor. Teilweise erschien sie in Türkisch, unter den Zeichnern und Schreibern finden sich Namen wie Doğan Güzel, Mümin Durmaz, Seydoş Xirabxoş, Can Baytak, Selim Canhıraş, Burcu Durusu, Luis Garcia, Musa Anter und İsmail Beşikçi. Insgesamt konnten 13 Ausgaben bis zum jähen Ende am 2. Juli 1992 verteilt werden.

Nûbihar (Frühling): Das Nûbihar Verlagshaus brachte ab Oktober 1992 die entsprechend gleichnamige Zeitschrift heraus. Das Verlagshaus bestand bereits seit einiger Zeit, aber mit der dem Erscheinen der Zeitschrift rückten andere Projekte in den Hintergurnd.Nûbiharerschien zunächst monatlich und setzte dann ihre Tätigkeit quartalsmäßig weiter. Das religiös orientierte Medium widmet sich kulturellen, künstlerischen und literarischen Themen ausschließlich in kurdischer Sprache. Im Februar dieses Jahres konnte die 109. Ausgabe der meistverkauften kurdischen Zeitschrift veröffentlicht werden.

Roj (Sonne): Roj ist die Wochenzeitschrift, die am 10. Juni 1995 in Istanbul als gemeinsames Projekt vieler kurdischen Bewegungen entstand. Der Besitzer der türkisch-kurdisch erschienener Zeitung ist Mehmet Mutlu und der Chefredakteur Hüseyin Simsek. Yilmaz Odabasi übernahm die Verantwortung für den Kunst- und Kulturressort. Diese Zeitschrift, deren Layout und Grafik an die franzözische Zeitung “Le Monde” ähnelt, wurde nach der 26. Ausgabe verboten.

Pîne: Nach Henek und Tewlo beschritt nun Pîneim Jahr 1999 das Parkett der humoristischen Medien. Konfrontiert mit ständigen Verboten von seiten der Regierung wechselte sie oftmals ihren Namen. Einige seien hier nun genannt: The Pîne, Post Pîne, Sator, Maxîmum Sator. In den kurdischen Gebieten wurde sie ständig verhindert. Einige der ehemaligen Kolumnisten mussten ihre Tätigkeit mit dem Tod bezahlen, sodass anderen als letzter Ausweg die Migration ins Ausland blieb.