Das Leben hängt am Haken

EMİNE BAŞA

Istanbul – Der fünfte Roman des Autors Hüseyin A. Şimşek ist im FAM-Verlag unter dem Namen “Das Leben hängt am Haken” (Tr. Askıda Hayatlar) erschienen. Hauptfigur des Romans ist der Fotojournalist Mert, der aus der Türkei nach Wien flüchten musste. Er flieht aufgrund sehr plötzlicher und trauriger Entwicklungen ins Ausland. Es gibt absolut nichts dergleichen in seinem Kopf.

Der junge Mann erlebt schwere emotionale und gedankliche Brüche, bis seinem Asylantrag stattgegeben wird. Er lässt alle seine Lieben und Gewohnheiten in Istanbul und muss in einem fremden Land leben, in einer neuen Gesellschaft, deren Sprache er nicht kennt. Der Autor beschreibt Merts Erfahrungen mit einer intensiven Übertragung von Emotionen und Gedanken.

Der Erzähler wandert ständig in Merts Herz, Gehirn und Beziehungen zur Außenwelt. Merts innere Reden, emotionale Höhen und Tiefen, intellektuelle Widersprüche, Introvertiertheit… Wir lesen sie alle mit einer sorgfältig gestrickten Erzählung. Der Autor zeigt uns, was es bedeutet, stumm zu sein oder sogar aufzuhören zu leben. Auf den meisten Seiten verkrampfen sich unsere Kehlen und unsere Augen füllen sich mit Tränen. Wir spüren zutiefst das Trauma von Menschen, die in Länder einwandern mussten, deren Sprache sie nicht sprechen. Der Roman hat auch eine Seite, die mit den Vorurteilen gegenüber Einwanderern bricht.

Wie wird Mert seine Einsamkeit in einem fremden Land überwinden? Festhalten an einer neuen Liebe? Eines Morgens traf er am Ufer der Alten Donau auf eine Frau. Ein Hund brachte sie näher zusammen. Ein kleines, stures und süßes Hündchen! Mert gab der Frau einen Namen auf seine Art: “Die rothaarige Frau mit einem doppelten Hund!” Wer weiß, vielleicht könnte Liebe die tiefe Traurigkeit eines Menschen lindern, der aus seinem Land vertrieben wurde!

Eines der wichtigsten Themen des Romans ist die Donau. Mert ging oft an die Ufer der Donau. Manchmal ging er zu Fuß, manchmal führt er Fahrrad. Er weiß auch, dass die Donau ins Schwarze Meer mündet. Das Wasser dieses Flusses, der ins Schwarze Meer mündet, erreicht auch den Bosporus. Über die Donau baute er eine imaginäre Brücke zwischen Wien und Istanbul. Er flüsterte herzzerreißende Sätze ins Wasser der Donau.

Dieser Roman ist auch ein Reiseführer für Wien. Straßen, Gassen, Plätze, Marktplätze, historische Gebäude, Restaurants und Café-Bars, U-Bahn-Stationen… Wir verstehen auch, dass Wien eine lebendige Stadt ist. Der Autor vermittelt alles mit einer großen Beobachtungsgabe.

Wir leben in einer Zeit intensiver Migrationsbewegungen. In einer so schwierigen Zeit bietet der Autor einen Weg, wie wir einander verstehen können.*

*Übersetzt aus der virtuellen Zeitung Son Haber (www.sonhaber.ch)